Weichenlexikon

Inhalt:


Einfache Weichen

Einfache Weichen bestehen aus zwei Zweigen: aus dem geraden Zweig (signalisiert durch Wn 1) und aus dem gebogenen Zweig (signalisiert durch Wn 2), wobei der gebogene meist mit einer niedrigeren Geschwindigkeit befahren werden darf als der gerade; eine Weiche mit diesem häufig vorkommenden Aufbau bezeichnet man auch als gerade Weiche.

Aufbau und Bestandteile:

Aufbau EW 1 Aufbau EW 2
  • Backenschienen: die beiden außen und durchgehend verlaufenden Schienen
  • Flügelschienen: die beiden Schienen, die am Herzstück beginnen und in die beiden Weichenzungen übergehen
  • Weichenzungen: die einzigen beiden beweglichen Bestandteile einer Weiche, durch sie wird der Zweig bestimmt, in den der Zug fährt
  • Herzstück: hier schneiden sich die beiden innenliegenden Schienen und müssen dadurch kurz unterbrochen werden (Herzstücklücke)
  • Radlenker: da ein Rad beim Überfahren der Herzstücklücke für eine kurze Strecke führungslos ist, wird das andere Rad (genauer: dessen Radkranz) hier an der Backenschiene durch den Radlenker beidseitig geführt
  • Weichenantrieb: besteht entweder aus einem Hebelgewicht oder einem Stellmotor und stellt über die Stellstange die Zungen
  • Weichensignal/-laterne: zeigt die Stellung einer Weiche an, ist meist nur an ortsgestellten Weichen vorhanden

Sonderformen von einfachen Weichen:

  • die Innenbogenweiche, bei der beide Zweige in die gleiche Richtung gebogen sind, dort wird der stärker gebogene Zweig als der gebogene Zweig angesehen und entsprechend mit dem Signal Wn 2 gekennzeichnet, der weniger gebogene Zweig wird demnach als der gerade Zweig angesehen und mit Wn 1 signalisiert (Innenbogenweiche im |Bf| @kneh;Bildbeispiel)
  • die Außenbogenweiche, bei der es keinen geraden Zweig gibt, sondern einen nach links und einen nach rechts gebogenen Zweig (wie bei einem Y), daher zeigt das Weichensignal immer nur Wn 2 (Außenbogenweiche im |Bf| @krhd;Bildbeispiel)
  • die Rückfallweiche, die IMMER stumpf befahren werden kann, unabhängig davon, wie die Weiche gestellt ist, da die Weichenzungen durch die Spurkränze der Räder des Fahrzeugs - wenn notwendig - in die richtige Stellung gedrückt werden und danach (mit einigen Sekunden Verzögerung) durch eine ölgedämpfte Rückholfeder in die Ausgangsstellung "zurückfallen"

Kreuzungsweichen

Eine Kreuzungsweiche ist eine X-förmige Weiche, die aus allen vier Zweigen in einer Gerade und aus min. zwei Zweigen in einem Bogen durchfahren werden kann. Im Gegensatz zu einer einfachen Kreuzungsweiche, die nur aus zwei Zweigen in einem Bogen durchfahren werden kann, kann eine doppelte Kreuzungsweiche aus allen vier Zweigen in einem Bogen durchfahren werden.

Einfache Kreuzungsweiche (EKW)

Einfache Kreuzungsweiche (EKW)

Doppelte Kreuzungsweiche (DKW)

Doppelte Kreuzungsweiche (DKW)

Aufbau und Bestandteile (DKW):

Aufbau einer DKW 1 Aufbau einer DKW 2

Schnellfahrweichen

Schnellfahrweichen sind Weichen, die im gebogenen Zweig mit einer höheren Geschwindigkeit als bei gewöhnlichen Weichen befahren werden können. Für die höheren Geschwindigkeiten mussten einige Bestandteile einer "normalen" einfachen Weiche modifiziert werden:

  • Weichenzungen + Weichenantrieb: Da für eine höhere Abzweiggeschwindigkeit ein größerer Krümmungsradius des abzweigenden Gleises notwendig ist, sind die Weichenzungen erheblich länger als bei einer herkömmlichen Weiche und benötigen daher zum Umstellen mehrere Antriebe.
  • Herzstück + Radlenker: Da bei einer Schnellfahrweiche die Herzstückspitze genau wie die Zungen länger und zudem am Ende relativ dünn ist, ist diese beweglich gelagert und wird ebenfalls durch einen oder mehrere Antriebe passend zur Weichenstellung gestellt (und besitzt deshalb wie die Zungenenden auch ein Weichensignal). Dadurch wird die Herzstücklücke geschlossen und die beiden Radlenker werden somit entbehrlich.

Weichenantriebe

Weichenantriebe

beweglich gelagertes Herzstück

beweglich gelagertes Herzstück

Zwei Beispiele für Betriebsstellen, in denen Schnellfahrweichen verbaut wurden, sind die |Üst| @fwrt;: Die vier Weichen können mit max. 130 km/h befahren werden und besitzen je 4 Antriebe.Überleitstelle Willroth und die |Abzw| @fbrm;: Die beiden Weichen können mit max. 160 km/h befahren werden und besitzen je 6 Antriebe. Abzweigstelle Breckenheim auf der Schnell­fahr­strecke Köln-Rhein/Main.
Die beiden schnellstbefahrbaren Weichen Deutschlands befinden sich im Bahnhof Bitterfeld und werden im Regelbetrieb mit bis zu 200 km/h abzweigend befahren.


sonstige Begriffe zu Weichen

  • Ortsstellbereich (OB): Bereich mit ortsgestellten Weichen, die nicht vom FDL, sondern vom TF gestellt werden müssen
  • EOW-Bereich: Bereich mit elektrisch ortsgestellten Weichen, d. h., vor jeder Weiche steht ein Schlagtaster (ähnlich einem Buzzer), mit dem die Weiche umgestellt werden kann; alternativ kann es am Anfang des EOW-Bereiches auch eine Fahrwegstelltafel geben, an der man nur das Zielgleis auszuwählen braucht und sich alle betroffenen Weichen dann automatisch stellen; in diesem Fall werden die Lampen der Weichenlichtsignale dieser Weichen von weiß zu blau (Bild), d. h., dass diese Weichen dann gesperrt sind
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